Ruhr Reggae: Alle gegen Nazis!

Mehrere tausend Menschen feiern am ersten Tag des Ruhr Reggae Festivals 2011 in Mülheim an der Ruhr am Rande des Ruhrgebietes zu karibischen Klängen und Reggae Musik. Der Berliner Nosliw unterstreicht mit seinem Song „Nazis raus” sein antirassistisches und antifaschistisches Selbstverständnis – und die Zuschauer_innen quittieren sein Engagement mit lautem Beifall.
Danach kommen die Headliner des ersten Tages auf die Bühne: Mono & Nikitaman mit der Royal Flash Band. Mit Songs vornehmlich aus ihrem neuen Album „Unter Freunden“ bringen sie die Masse schnell zum Toben. Doch die Band kennt nicht nur Party und Spaß:

„Wenn wir könnten, würden wir sogar die Welt retten./ Nur weil wir feiern wollen, heißt das noch lange nicht, dass wir das Maul halten, mix Party und Politics.“


Songs mit jeder Menge textlicher Anspielungen u.a. gegen Atomkraft, gegen Ausbeutung und für ein selbstbestimmtes Leben finden sich auch in diesem Auftritt wieder. Die Masse ist begeistert.

Gegen Ende des Auftritts kommt ein Song über die “Clownsarmee”, die vor allem mit Mitteln und Methoden der Spaßguerilla bei Globalisierungs- oder Anti-Atomprotesten immer wieder zur Bereicherung der Aktionsformen beitragen. Und wie um die Vielfältigkeit verschiedener linker Protest- und Aktionsformen zu symbolisieren treten mit Beginn des Songs verschieden maskierte Aktivist_innen auf die Bühne. Einige tragen Masken von Guy Fawkes aus dem Comic und Film “V wie Vendetta”, die zuletzt beständig von Aktivist_innen des Anonymous Kollektivs benutzt wurden, um gegen Überwachung und autoritäre Regierungen zu protestieren. Wieder andere tragen Masken des Lucha Libre oder Theatermasken und erinnern ein wenig an die Superhelden und Überflüssigen, wieder andere sind mit Sturmhaube oder Tuch vermummt und symbolisieren den Black Block bzw. die autonome Antifa. Fahnen der antifaschistischen Aktion oder mit Aufdrucken gegen Homophobie werden zum Song geschwenkt.

Weiter lesen: Reggae, Bengalen, Naziaufmarsch…

 

Aller guten Dinge sind drei: Alle gegen Nazis

Mitten im Song dann ein Break: Sänger Nick erzählt dem Publikum, dass im September in der Nazi-Hochburg Dortmund zum siebten Mal der größte Naziaufmarsch in NRW stattfinden soll und es eine Menge Menschen gibt, die sich dagegen wehren und den Aufmarsch blockieren und verhindern wollen. Die maskierten Aktivist_innen halten den restlichen Song ein Banner hoch, dass die komplette Bühne einnimmt und dazu aufruft, am 3.9. den Naziaufmarsch in Dortmund zu verhindern.

Anders als die Jahre zuvor gibt es zum erst Mal drei Bündnisse in Dortmund, die gegen den Aufmarsch vorgehen wollen:

  • Ein Bündnis “Dortmund Nazifrei” von Gewerkschaften und Jugendverbänden diverser Parteien will den Aufmarsch blockieren und dabei “ausdrücklich auf gewaltsame Aktionen verzichten”. Dafür bekommen sie auch Unterstützung vom Oberbürgermeister.
  • Das Bündnis “Dortmund stellt sich quer” möchte mit gewaltfreien Blockaden den Aufmarsch entschlossen verhindern und zeigt sich solidarisch mit allen, die gegen Krieg sind und den Nazis entgegentreten wollen.
  • Und das “Alerta”-Bündnis verschiedener antifaschistischer Gruppen aus NRW, das den Naziaufmarsch gleich sabotieren, blockieren und verhindern möchte.

Es tut sich also einiges in der Ruhrgebietmetropole. Die Vielfältigkeit der Proteste der letzten Jahre scheint sich darauf zu fokussieren, dieses Mal den Aufmarsch der Nazis tatsächlich zu blockieren.
Mono & Nikitaman zeigen sich überzeugt, dass sich solches Engagement lohnt: “Ich habe Respekt vor Leuten, die sich gegen Rassismus, gegen Ausgrenzung und für Toleranz einsetzen” kommentiert Nick das Geschehen auf der Bühne.
Und so feiern die Aktivist_innen zusammen mit der Band und dem Publikum mit Bengalen und Fahnen den letzten Song der Band – vor den Zugaben, versteht sich.

Mehr Infos:

Alerta! – DAB und antifaschistische Gruppen aus NRW
Mono & Nikitaman
Antifaschistische Linke Düsseldorf

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