Brandanschlag auf Roma in Leverkusen. Wie geht es weiter mit der rassistischen Hetze in Dortmund?

In der Nacht auf den 25.07.11 haben Unbekannte einen Brandanschlag auf ein Mehrfamilienhaus in Leverkusen-Wiesdorf verübt. Sie warfen mehrere Molotowcocktails in die untere Etage des Hauses, die einen Vollbrand erzeugten. Die anwesenden Bewohner_innen konnten sich vor den Flammen retten. Zeug_innen berichteten von zwei glatzköpfigen Männern mit dunkler Kleidung, die in einem blauen Golf geflüchtet seien. Die Polizei schließt eine rassistische Motivation der Tat nicht aus.

Das Mehrfamilienhaus in Leverkusen wird überwiegend von Sinti und Roma bewohnt. In der Vergangenheit gab es immer wieder Gewaltandrohungen gegenüber Sinti und Roma und auch die mediale Berichterstattung ist durch die Verwendung rassistischer Zuschreibungen geprägt. Die Berichterstattung der Dormunder Lokalpresse über die Situation in der Dortmund-Nordstadt kann als negatives Beispiel gelten. Für soziale Probleme im Stadtteil werden bestimmten Gruppen von Nordstadt-Bewohner_innen verantwortlich gemacht.
Ein Dortmunder CDU-Politiker bezeichnete zugewanderte Menschen aus Bulgarien und Rumänien als „kriminelle Existenzen“.
Die Dortmunder Lokalpresse trägt mit ihrer Berichterstattung, in der unreflektiert rassistische Klischees verwendet werden, zu einer Stigmatisierung von Roma und Sinti in der Öffentlichkeit bei und spricht von “eisernen Besen” mit denen in der Nordstadt gekehrt werden soll. Die Situation wird wie folgt beschrieben: “Der Lösung des Nordstadt-Problems rennt die Zeit davon: Mit den ersten warmen Frühlingstagen wird die Zahl der Roma aus Bulgarien und Rumänien drastisch steigen. Polizei und Stadt holen zum Gegenschlag aus”. Roma, Sinti, Bulgar_innen und Rumän_innen werden zu einer homogenen Gruppe von Menschen vereinigt, die aufgrund ihrer (vermuteten) Herkunft über die gleichen Eigenschaften verfügen sollen.

Um welche Eigenschaften es sich handeln soll, wird durch die Berichterstattung entweder direkt wie durch die Aussage des CDU-Poltikers verdeutlicht oder wird indirekt durch die Nennung von bz.B. Roma und Bulgar_innen im Zusammenhang mit “Prostitution”, “Kriminalität” und “Familien-Clans” zwischen den Zeilen beschrieben. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass die Berichterstattung in den Medien dazu beiträgt, dass sich rassistische Stereotype in der Bevölkerung verfestigen. “Diese unzulässige Art der Kennzeichnung in der Berichterstattung der Behörden und Medien führt in der Mehrheitsbevölkerung zu Ablehnung und Vorurteilen gegenüber allen Sinti und Roma”. Umfragen des Zentrums für Antisemitismusforschung zufolge sind über 60 % der Mehrheitsbevölkerung negativ gegenüber Sinti und Roma eingestellt. Die Diskriminierungen mit denen Roma und Sinti im Alltag konfrontiert werden sind zahlreich: 76 % der Befragten geben an, dass sie auf der Arbeit, von Nachbarn, in Gaststätten oder an anderen Plätzen schon häufiger diskriminiert wurden. Eine, sei es auch unreflektierte, Verwendung rassistischer Klischees in der Presse trägt zu einer weiteren Verbreitung von Vorurteilen gegenüber Roma und Sinti bei.

Dafür, dass rassistische Einstellungen nicht nur auf der Ebene der Einstellungen verbleiben, sondern sich auch in gewalttätigen Übergriffen manifestieren, gibt es in der Vergangenheit zahlreiche Bespiele. Bereits in der Nacht zum 23.07. haben Unbekannte die Scheiben einer Moschee in Radevormwald eingeworfen. Viele weitere kleinere und größere Gewalttaten ereignen sich tagtäglich. Diese Ereignisse sind daher ein weiterer Grund, sich vermehrt mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Sie zeigen wieder einmal wie wichtig es ist, sich gegen rechtsradikale Ideologie und rassistische Grundeinstellungen zu engagieren.

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